Es gibt Dinge im kollektiven Gedächtnis Frankreichs, über die man lieber schweigt. Dazu gehört, dass man nicht gerne über den bedeutenden Beitrag ausländischer AntifaschistInnen – besonders der SpanierInnen – an der französischen Résistance gegen die deutsche Besatzung spricht. Noch weniger möchten viele daran erinnert werden, dass es ausgerechnet eine fast ausschließlich aus Spaniern bestehende Kompanie des 3. Marschbataillons der 2. Division war, die am 24. August 1944 als erste das Stadtgebiet von Paris erreichte. Dann hätte man immerhin erwähnen müssen, dass die Befreier von Paris „Durruti“, „Guernica“, „Don Quijote“ und ähnliche seltsam anmutende Bezeichnungen auf ihren gepanzerten Fahrzeugen stehen hatten.
Episoden wie diese sind es, an welche die Pariser Regionalorganisation der Gewerkschaft Confédération Nationale du Travail (CNT-F) mit ihrer „Hommage an das spanische Exil“ erinnern wollte. Am 6. und 7. Februar fanden dazu Veranstaltungen und Ausstellungen sowie eine Demonstration statt. Im Mittelpunkt standen zwei Dinge: Zuallererst war die Hommage als Dank an das spanische Exil und seine letzten Überlebenden gedacht. Zum anderen sollte sie als Beitrag dienen, das spanische Exil endlich aus dem Dunkel des Vergessens zu holen.
Über viele Dinge wurde an diesen zwei Tagen gesprochen und die TeilnehmerInnen erlebten viele bewegende Momente. Die Rede war etwa von den mehr als 500.000 Menschen, die ab Februar 1939 im Rahmen der sog. „Retirada“ vor der Barbarei des siegreichen Franco-Faschismus über die spanisch-französische Grenze flohen. Und natürlich auch davon, dass der „Dank“ für ihren Kampf gegen den Faschismus ihre sofortige Internierung unter unmenschlichen Bedingungen in Lagern wie dem von Argelès-sur-Mer war. Viele konnten später aus diesem und anderen Lagern entkommen und schlossen sich nach dem Überfall der Nazis auf Frankreich dem französischen Widerstand an.
Für tausende Spanier, unter ihnen viele Militante der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT), wurde die Internierung zur tödlichen Falle. Als die deutschen Besatzer realisierten, dass man ihnen die alten Feinde aus dem spanischen Bürgerkrieg quasi auf dem Silbertablett präsentierte, wurden mehr als 7.500 von ihnen in das KZ Mauthausen verschleppt. An die Zehntausenden von Menschen – unter ihnen 4.200 Spanier –, die in der Hölle von Mauthausen der infamen „Vernichtung durch Arbeit“ anheim fielen, erinnerte ein Redebeitrag der FAU am Mauthausen-Mahnmal auf dem Friedhof Père Lachaise.
Nach der Niederlage des deutschen Faschismus organisierte sich die CNT im französischen Exil neu. Bis in die 70er Jahre hinein waren ihre Syndikate, Kulturvereine und Zentren, wie z.B. die „kleine Zitadelle“ in der Rue de Belfort von Toulouse, die Kerne, in denen der Widerstand und die Guerilla gegen das mörderische Franco-Regime organisiert und unterstützt wurden. Als der alte Diktator 1975 endlich verreckte, kehrten viele von ihnen nach Spanien zurück.
Das spanische Exil spielte daneben auch eine bedeutende Rolle dabei, die anarcho-syndikalistischen Ideen am Leben zu erhalten. Die „neue Welt, die wir in unseren Herzen tragen“, fiel nach 1968 bei einer neue Generation von jungen ArbeiterInnen in verschiedenen Ländern auf fruchtbaren Boden. Nicht zuletzt als Dank hierfür waren auch dreißig Anarcho-SyndikalistInnen aus der BRD nach Paris gekommen.
Weiterlesen: Redebeitrag der FAU am Mauthausen-Mahnmal (unten auf der Seite)