Etwa 150 ZuhörerInnen fanden sich am 14. Dezember im Café Exzess in Frankfurt zu einer geschlossenen Veranstaltung ein. Die dortige FAU hatte geladen, ihr 33jähriges Bestehen zu feiern. Der Abend wird sicherlich bei vielen – von fern angereisten Geburtstagsgästen, lokalen KampfgenossInnen und nicht zuletzt zahlreichen jüngeren Interessierten – bleibenden Eindruck hinterlassen: Bilder aus vier Jahrzehnten libertärer Bewegung in Frankfurt, Berichte dreier langjähriger FAU-Mitglieder, anarchistische Lieder mit Sigi Becker an der Gitarre und ein Beitrag der Frankfurter Campusantifa vermittelten anarchosyndikalistische Idee und Praxis hautnah: Die Vorgeschichte der FAU in den 1970er Jahren, das Erstarken einer jungen anarchistischen Szene in Frankfurt, die ersten kleinen aber doch beinahe überraschend schnell gewonnenen Arbeitskämpfe und die teils traumatischen Erfahrungen in den Auseinandersetzungen um die „Startbahn West“ in den 1980ern, der allererste Streik gegen einen Leiharbeitsbetrieb in Deutschland überhaupt und der Aktionstag M31 im Jahr 2012 waren wichtige Wegmarken. Und dazwischen: Hausbesetzungen, Demos, Solidaritätsaktionen, kollektiv gelebte Dreistigkeit im Alltag – es ging eine ganze Menge in Frankfurt. Beim Autor dieses Beitrags (der einen großen Teil dieser Zeit in der westfälischen Provinz verbrachte) kam jedenfalls etwas Neid auf.
Genauso zieht sich polizeiliche Repression durch die Geschichte der FAU Frankfurt – sei es, dass der Staatsschutz beim Chef aufläuft und beim nächsten Chef wieder, oder dass zum wiederholten Mal reihenweise Wohnungen durchsucht werden oder auch geräumt. An Mut zum handfesten Konflikt mangelte es den Aktiven der ersten Generation nicht. Aber vielleicht waren die folgenreichsten Kämpfe, an denen die FAU zumindest einen gehörigen Anteil hatte, auch gar nicht die auf der Straße? Ein Bericht von den ÖTV-Tarifverhandlungen in den frühen 1990er Jahren führte vor Augen, wie radikale(re) Forderungen, obwohl sie zunächst nur von einer eher kleinen Gruppe offensiv vorgetragen wurden, zum Selbstläufer wurden und eine allzu handzahme Gewerkschaftsführung ins Schlingern gebracht haben. Zwar ist die FAU Frankfurt keine „Massenorganisation“ geworden – doch ist es ihr gelungen, in Zeiten, in denen selbst in der „radikalen Linken“ der Klassenkampf weitgehend ad acta gelegt wurde, syndikalistische Ideen lebendig zu halten und schlagkräftige Bündnisse aufzubauen. Und was nicht ist, das kann noch werden! Dass selbst StudentInnen von heute für den Klassenkampf von morgen noch nicht ganz verloren sind, bewies schließlich der Beitrag der Campusantifa, mit der sich – nach Überwindung anfänglichen Befremdens – im Krisenbündnis Frankfurt eine gute Zusammenarbeit entwickelt hat. Ausgelassen endete der Abend bei Ska-Polka der Band Revolte Tanzbein.
Auf hoffentlich viele weitere Jahre!