In Jena hat das Bündnis gegen Pflegenotstand mit Unterstützung der FAU Jena in den letzten Monaten von sich reden gemacht. Das Bündnis gegen Pflegenotstand Jena ist vor dem Hintergrund gewerkschaftlicher Kämpfe von Pflegekräften um mehr Personal am Uniklinikum Jena entstanden. Dort setzt sich das Personal mehrerer Stationen seit 2018 mit Unterstützung der Gewerkschaft ver.di für einen besseren Pflegeschlüssel und mehr Pflegepersonal ein.
Nach einem ersten offenen Brief Ende 2018, in dem über 150 Menschen aus Jena die Klinikleitung zur Erfüllung der Forderungen der Pflegekräfte aufforderten, gründete sich im Januar 2019 das Bündnis. Seitdem hat es die Warnstreiks unterstützt, die am Klinikum im Rahmen der Verhandlung um den Tarifvertrag der Länder (TV-L) geführt wurden, für einen zweiten offenen Brief über 300 Unterschriften gesammelt und zum Frauenkampftag am 8. März eine erste Kundgebung vor dem Klinikum organisiert. Bei all dem konnte das Bündnis dank guter Pressearbeit mehrere Artikel in der Lokalpresse platzieren. Das Bündnis setzt sich aus Pflegekräften, Medizin-Studierenden, Patient*innen und Unterstützer*innen zusammen, ist unabhängig von Staat und Parteien und offen für die Kooperation mit allen Gewerkschaften. Es hat sich zum einen zum Ziel gesetzt die Basis der Arbeiter*innen und zum anderen die Interessen der Patient*innen nach einer guten Versorgung zu vertreten. So heißt es im ersten offenen Brief:
„Wir unterstützen die Forderung nach mehr Personal, da auch wir direkt oder indirekt vom Pflegenotstand betroffen sind. Im UKJ bekommen wir unsere Kinder, lassen wir uns operieren, besuchen wir mit Sorge unsere Eltern während Krebsbehandlungen und unsere Großeltern nach Schlaganfällen, warten wir stundenlang mit unserem Freund in der Notfallaufnahme.“
Angesichts eingeschränkter Arbeitermacht in den Betrieben der Gesundheitsindustrie, wo Streiks zum Wohle der Patient*innen reguliert werden müssen und niedriger Organisationsgrade der DGB-Gewerkschaften können Pflegebündnisse eine sinnvolle Ergänzung herkömmlicher Gewerkschaftsstrategien darstellen. Sie organisieren nämlich die Patient*innen und schaffen so zusätzlichen Druck von außen. Gleichzeitig mobilisieren sie durch unbürokratische Verfahren und direkte Beteiligungsmöglichkeiten das Potenzial an der Basis, wie das Bündnis gegen Pflegenotstand Mansfeld-Südharz vormacht, wo sich eben auch Gewerkschafter*innen und Pflegekräfte organisieren.
Das Bündnis gegen Pflegenotstand Jena ist unter Pflegenotstand-jena@gmx.de zu erreichen.
Auf jena.fau.org/pflegebuendnis werden dessen Beiträge dokumentiert.
Beitragsbild: Kundgebung des Bündnis gegen Pflegenotstand vorm Uniklinikum Jena. 08. März 2019.