2020 haben sich sieben Menschen in Halle zusammengefunden, um einen neuen Kollektivbetrieb zu gründen. Das Cat-Kurierkollektiv entstand aus einer Initiative zweier Berliner Genossen, die seit Längerem in der Kurier-Branche arbeiten und stieß unter den, in der FAU Halle organisierten, Fahrradkurier:innen auf Begeisterung.
Für die DA berichtet Andreas, ein Mitglied des Cat-Kurierkollektivs, den aktuellen Stand. Er ist seit fünf Jahren Mitglied der FAU und seit über zehn Jahren als Fahrradkurier tätig.
DA: Ihr seid gerade an den Start gegangen und habt euch als GbR gegründet. Wo steht ihr gerade?
A: Unsere praktische Arbeit steht noch ganz am Anfang. Wir haben aber bereits zwei Partner für die wir ausliefern. Wir telefonieren gerade die Gelben Seiten durch und nutzen unsere persönlichen Kontakte. So haben wir auch unsere ersten Partner gefunden. Wir sind also bei der sogenannten ‚Kundenakquise‘. Demnächst geht auch unsere Homepage an den Start.
DA: Wen sprecht ihr an?
A: Wir wollen eine Alternative zu Lieferando anbieten. Ansonsten wollen wir aber auch andere Kuriertätigkeiten anbieten. Das Feld reicht von Transporten zahnmedizinischer Produkte, wie Abdrücken, über die Postfachleerung bis zur Lieferung vergessener Mobiltelefone.
DA: Wie weit seid ihr im Satzungsprozess?
Unser Betriebsstatut ist fertig geschrieben. Wir haben uns dafür die Vorlage der Union Coop genommen und sie auf unsere Branche angepasst, sowie noch kleinere Sachen wie das Konsensprinzip verankert. Vor allem die Präambel ist uns gut gelungen, da sie unsere politischen Überzeugungen festhält.
DA: Wie soll das Allgemeine Syndikat Halle eingebunden werden?
A.: Zur Zeit fungiert das örtliche Syndikat noch als Partner, dem wir monatlich einen Bericht liefern und der uns Fragen zu unserer Arbeit stellen kann. Darüber hinaus soll ein externes Kontrollgremium festgelegt werden. Dieses soll den Kollektivbesitz des Betriebs absichern. Hier stellt sich noch die Frage, ob dies über die lokale FAU-Struktur oder die bundesweite Union Coop geschehen soll.
DA: Was bedeutet eine gewerkschaftliche Perspektive auf Kollektivbetriebe für dich?
A: Ich sehe gerade keine andere Möglichkeit die Arbeitsbedingungen in der Kurier- und Essenslieferbranche hier in Halle aktiv zu verbessern. Die Branche gestaltet sich hier so, dass die Umstände keinen Aufbau einer Betriebsgruppe ermöglichen. Ich hatte beispielsweise zusammen mit der FAU einen Arbeitskampf gegen UNO Pizza, der für mich privat auch mit einem zufriedenstellenden Ergebnis endete, ich dann aber nicht mehr in diesem Betrieb arbeiten konnte, um dort zu organisieren. Durch die hohe Fluktuation in der Branche ist es zudem schwer, sich kennenzulernen und sich gemeinsam zu organisieren. Die Möglichkeit der kollektiven Selbstverwaltung kam daher gerade richtig. Nur wenn wir Alternativen zu bestehenden Chef-Betrieben bieten und etablieren, können wir anders wirtschaften. Dafür sind wir als Kollektiv angetreten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Informationen zum Kollektiv gibt es hier.