Darf ein Hartz IV-Roman lustig sein?

Wer von Hartz IV leben muss, hat wenig zu lachen. Jedenfalls dann, wenn man sich nur als Objekt staatlicher Elendsverwaltung sieht, das gezwungen ist, alle entwürdigenden Prozeduren mitzumachen, die die Voraussetzung dafür sind, dass man überhaupt Arbeitslosengeld II bekommt. Aber wer sich wehrt, hat auch etwas zu lachen, denn der Phantasie und dem Einfallsreichtum von Menschen, die mit einer gesunden Portion Respektlosigkeit gegenüber Obrigkeiten ausgestattet sind, haben die Bürokraten in den Jobcentern meist wenig entgegenzusetzen.

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Genau dieser Aspekt – dass man sich durchaus erfolgreich gegen Schikanen des Fallmanagements wehren kann – fehlt in den meisten Hartz IV-Publikationen. Das Elend wird geschildert, der Widerstand dagegen nicht. Deshalb wollte ich einen Roman schreiben, in dem nicht nur das Leben von Hartz IV-Beziehern authentisch beschrieben wird, sondern in dem eine Erwerbslosengruppe mit Namen „Hartz 5“ die Jobcenterbürokratie auch mit anarchischem Witz aufmischt.

Als freier Journalist, der seine mageren Einkünfte immer wieder mit Hartz IV aufstocken muss, kenne ich Hartz IV aus eigenem Erleben. Dazu kommen jahrelange Erfahrungen aus der Mitarbeit in einer Erwerbslosengruppe, die oft genug gegen die menschenverachtende Hartz-Bürokratie angerannt ist. Nicht immer erfolglos. Und so ist es auch in dem Buch: Wo immer Gespräche mit den Verantwortlichen nichts bringen, greifen die Mitglieder der Gruppe „Hartz 5“ zur direkten Aktion und haben Spaß – und nicht selten auch Erfolg dabei.

Diese Herangehensweise an das Thema ist skeptisch beäugt worden: Ein Hartz IV-Roman, hieß es, dürfe nicht unterhaltsam, und schon gar nicht witzig sein. Dazu sei das Thema zu ernst. Doch gerade diese Verbindung eines ernsten Themas mit einer lockeren, unterhaltsamen Darstellung, kam bei Lesern und Kritikern gut an. So lobt die Webseite buchmonat.de den Roman als „Mutmacherbuch“, duckhome.de ist der Meinung, es sei „Das Beste was es zu diesem Thema am Markt gibt“, Richard Albrecht attestiert dem Roman in filmundbuch „filmisches Potential“, und auch das kritische Labournet gibt „Hartz 5“ das Prädikat „empfehlenswert“.

Bleibt zu hoffen, dass man sich am Ende der Lektüre nicht gut unterhalten fühlt, sondern vielleicht auch ein bisschen von dem hängenbleibt, was die Hauptfigur nach einer erfolgreichen Aktion an einen Freund mailt: „Unser Blog ist voller Lobeshymnen. Wir brauchen aber keinen Fan-Club. Wir brauchen Leute, die mitarbeiten.“

Peter Hetzler: “Hartz 5 – Ein Hartz IV-Roman”
Printausgabe:153 Seiten, Paperback, 9,90 € ISBN 978-3-7322-3790-6
BoD. E-Book: 5,49 €, ISBN 978-3-8482-8278-4
Mehr Infos: http://www.peter-hetzler.net/hartz5

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