Südafrika: MetallarbeiterInnen beenden Arbeitskampf
Nachdem die Platin-Kumpels Ende Juni den längsten Arbeitskampf in der Geschichte des Landes erfolgreich beendet hatten (wir berichteten in der letzten Ausgabe), folgten ihnen fast unmittelbar darauf die BranchenkollegInnen der Metallindustrie: Von Anfang Juli an streikten rund 220.000 Mitglieder der MetallarbeiterInnengewerkschaft NAMSU einen knappen Monat lang – und beendeten den Ausstand am 27. Juli mit einem zufriedenstellenden Ergebnis: Bis 2017 sollen die niedrigeren Lohngruppen eine jährliche Gehaltserhöhung von 10 % erhalten, die höheren Lohngruppen etwas weniger. Eine festgeschriebene „Friedenspflicht“, die auf Wunsch des UnternehmerInnenverbandes noch in letzter Verhandlungsminute ins Abkommen aufgenommen werden sollte, wurde nicht umgesetzt.
Brasilien: LandarbeiterInnengewerkschaft wendet sich an Regierung nach Mordserie
23 Mitglieder der LandarbeiterInnengewerkschaft Contag wurden seit Jahresbeginn 2014 ermordet, und dies stets im Zusammenhang mit aktuellen Konflikten. Einen neuerlichen traurigen Höhepunkt erreichte die Mordserie im August, als innerhalb von zehn Tagen gleich vier Menschen das Leben genommen wurde. Nun hat sich die Gewerkschaft ab dem 27. August in einem offenen Brief an die brasilianische Regierung gewandt. In dem Schreiben prangert die Organisation vor allem die Missstände im Bundesstaat Mato Grosso an. Zu den Forderungen zählen Agrarreformen und Maßnahmen zur Unterbindung und Aufklärung etwaiger Morde. In Brasilien kam es bereits vor diesem Jahr immer wieder zu Mordserien gegen UmweltaktivistInnen und aktive LandarbeiterInnen.
Bangladesh: Lohnausfälle, Besetzung, Hungerstreik und Polizeigewalt
Drei Monate ohne Lohn: Das ist der Grund, weshalb rund 1500 TextilarbeiterInnen der berüchtigten Tuba-Gruppe protestieren. Die Lohnausfälle mindern die Lebensqualität der Beschäftigten gravierend; einige von ihnen wurden sogar obdachlos. So kam es dazu, dass am 28. Juli rund 500 ArbeiterInnen eine der 13 Fabriken des Textilproduzenten besetzten, 200 von ihnen hielten anschließend die Stellung und traten zusätzlich in einen Hungerstreik – mindestens sechs von ihnen mussten in der Folge ins Krankenhaus eingeliefert werden (Stand: 31. Juli). Am 7. August schließlich stürmte ein Polizeitrupp die besetzte Fabrik mit Schlagstöcken und Tränengas. Das Resultat: 50 Beschäftigte wurden verletzt, 15 verhaftet – inzwischen jedoch wieder freigelassen. Nach der polizeilichen Räumung bekamen die ArbeiterInnen ihre ausstehenden Löhne und Überstunden zwar ausgezahlt, allerdings nicht den Eid-Zuschlag (grob vergleichbar mit dem hiesigen Weihnachtsgeld) – auch wurden mittlerweile fünf Fabriken der Unternehmensgruppe geschlossen, sodass große Teile der Belegschaft nun um ihre Jobs bangen. Die besondere Brisanz bei dem Konflikt: Der Besitzer der Tuba-Gruppe Delwar Hossain hatte versucht, mit der Vorenthaltung von Löhnen seine Freilassung aus dem Gefängnis zu erpressen, wo er seit Februar 2014 aufgrund öffentlichen Drucks einsitzt, da er offensichtlich die Verantwortung für den Brand in der Tazreen-Fabrik trägt, bei dem am 24. November 2012 125 Menschen ums Leben gekommen waren. Auch noch im Jahr 2013 – dem Jahr, als Hossain noch auf freiem Fuß war – kam es zu einem größeren Skandal: Die Auszahlung bereits damals vorenthaltener Eid-Zuschläge konnte erst nach einer Festsetzung des Chefs in seiner eigenen Fabrik durch 900 seiner MitarbeiterInnen erwirkt werden. Das Textilunternehmen produziert unter anderem für den Discount-Riesen Lidl.
USA: UPS-ArbeiterInnen gegen Lieferungen an Polizei
Nach der skandalösen Tötung des unbewaffneten 18-jährigen Afroamerikaners Michael Brown durch die Polizei am 9. August im US-Bundesstaat Missouri und den darauffolgenden, teils gewaltsamen Protesten sorgten auch UPS-Beschäftigte in Minneapolis Ende August mit einer ganz eigenen Solidaritätswelle für Aufsehen. Der Hintergrund: UPS ist ein wichtiger Zulieferer von Polizeiausrüstung – insbesondere für die Polizei im Großraum Ferguson – hier hatte sich Anfang August der tragische Vorfall ereignet. So kam es, dass einige ArbeiterInnen entsprechende Sendungen von Zulieferfahrzeugen entfernten; andere weigerten sich, geplante Lieferungen auszufahren, zusätzlich bekundete ein Großteil der Belegschaft online unter #handsupdontship ihre Anteilnahme – in Anlehnung an den populär gewordenen Ausruf „Hands up, don‘t shoot“, der im Zuge der Proteste entstanden war.