Es mehren sich die Forderungen nach einem Mindestlohn für Leiharbeit: Wie steht ihr dazu?
T.: Diese Forderung hat einen klaren Zweck: Sie soll die europäische Gesetzgebung des „equal pay“ unterlaufen, also den Grundsatz ‚Gleicher Lohn für gleiche Arbeit’. Bisher wurde das durch entsprechende Dumping-Tarifverträge von DGB und CGB gewährleistet. Seitdem die Tarifverträge der christlichen Gewerkschaften juristisch in Frage gestellt werden, wird das schwerer. Ein Mindestlohn ist dann sozusagen ein Dumping-Mindestlohn, der die Dumping-Tarifverträge absichert. Unsere Position ist klar: „Equal Pay“ muss Standard sein.
Was sagt ihr zum Schreckgespenst eines drohenden Lohnunterbietungskampfs von Leiharbeitsfirmen aus Osteuropa?
M.: Die Frage muss lauten: Wie können wir die Arbeitgeber zwingen, polnische, albanische, deutsche, englische usw. ArbeiterInnen gleich zu entlohnen! Es muss völlig egal sein, von wo jemand kommt. Die „Nationalität“ darf keinen Keil zwischen unsere Solidarität treiben. Daher ist uns die Zusammenarbeit mit anderen libertären Gewerkschaften in Polen und Osteuropa wichtig.
Im übrigen, der Lohnunterbietungskampf besteht bereits: Im Berliner Baugewerbe erhalten viele so wenig, dass sie noch mit Hartz IV aufstocken müssen. Das ausführende Gewerbe greift auf Subunternehmer zurück, die den Preis weiter drücken und die ArbeiterInnen mit einem Dumpinglohn abspeisen. Der Fisch stinkt immer zuerst vom Kopf an.
Wie schätzt ihr den sprunghaften Anstieg der Leiharbeit ein?
T.: Das ist klar krisenbedingt. Sie waren die ersten, die gehen mussten. Dass sie jetzt wieder eingestellt werden, ist kein wirklicher Grund zur Freude. Im Gegenteil: Wer leiht statt fest einstellt, will auch schnell wieder kündigen, wenn der ‚Aufschwung’ eben doch nicht anhält.
M.: Die bestehenden Stammbelegschaften werden Stück für Stück zersetzt. Das muss verhindert werden.
Weitere Informationen zur Kampagne: www.leiharbeit-abschaffen.de