Terror der Bosse

Im zweiten Jahr in Folge versammelte sich die CNT Teneriffa zum Jahreswechsel vor dem Kanarischen Institut für Arbeitsschutz, das der regionalen Regierung der Kanarischen Inseln untersteht. Mit dieser Aktion wurde an die ArbeiterInnen erinnert, die während des vergangenen Jahres durch Arbeitsunfälle ums Leben kamen. Auf den Kanaren gab es etwa 20 solcher Tote, wobei diese Zahl noch nicht offiziell bestätigt wurde. Die CNT protestiert damit auch gegen den überall vorherrschenden Mangel an Ausbildung, Prävention und Ausstattung, der Todesopfer in allen Branchen verursacht.

Die Versammlung zum Ende des Jahres ist Teil einer schon länger dauernden Kampagne, die von der CNT in einigen spanischen Städten durchgeführt wurde. Bedingt durch die Umstände auf den Kanaren, entwickelten sich die CNT-Syndikate auf Teneriffa zu den beharrlichsten Trägern der Kampagne. Denn in den vergangenen Jahren ging mit dem Bauboom auf den Kanaren eine hohe Anzahl von Unfällen im Baugewerbe einher. Diese Unfälle lösten Versammlungen und Protestaktionen vor der regionalen Verbandszentrale der Bauunternehmer aus. Die Proteste – zusammen mit einer Skandalisierung der Unfälle durch die Massenmedien – führten immerhin dazu, dass die Unternehmer und Behörden die Schutzmaßnahmen verschärfen mussten.

Generell ist das Aufkommen tödlicher Arbeitsunfälle in Spanien hoch. So starben zwischen 2005 und 2009 laut einer Statistik des Arbeitsministeriums 5.652 ArbeiterInnen. Allein auf den Kanaren waren es in diesem Zeitraum fast 200 Opfer, davon fast 50 im Baugewerbe. Diese Zahlen verdeutlichen uns eine Härte der Arbeit, welche die CNT immer wieder anklagt. „Mit unserem Blut häufen sie ihr Vermögen an“, lautet das Motto ihrer Kampagne, mit der sie Arbeitsunfälle als Terror der Bosse entlarvt. Dabei versucht sie, die Verantwortlichen zu brandmarken: rücksichtslose Unternehmer, denen Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz als Hindernisse für ihre Profite gelten; tatbeteiligte Regierungen, die es unterlassen, mit entsprechenden Gesetzen dafür zu sorgen, dass Sicherheit am Arbeitsplatz nicht nur ein Ausnahmefall ist, insbes. in den kleinen und mittleren Betrieben; und Gewerkschaften, die in dieser Frage nichts anderes machen, als Gelder von der Regierung für Informationskampagnen zu nehmen und die Beanstandung der Zustände allein den saturierten Inspektionsbehörde zu überlassen. Doch in Spanien – ebenso wie auf dem Rest der Welt – geht es bei Arbeitsschutz um unser eigenes Leben. Es ist ein Kampf, in dem die Betroffenen nicht schwanken dürfen, selbst die Zustände anzuklagen und zu bekämpfen.

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