Italien: Generalstreik der Basisgewerkschaften
Für Freitag, den 9. November, hatten die italienischen Basisgewerkschaften und die Schwesterorganisation der FAU, USI-AIT, einen eintägigen Generalstreik aller Bediensteten des öffentlichen Dienstes und der privaten Wirtschaft ausgerufen. Der Streik fiel exakt in den Zeitraum, in welchen mit dem neuen Haushalt vom italienischen Parlament auch die Reform des Sozialstaates beschlossen werden sollte. Die wesentlichen Streikforderungen waren die sofortige Umwandlung aller prekären Arbeitsverhältnisse in Festanstellungen, Rechte für migrantische Arbeiterinnen und Arbeiter, drastische Reduzierung der Ausgaben für Militär und Krieg, keine Anhebung des Rentenalters. Sie richteten sich damit direkt gegen die Vereinbarungen zwischen Regierung und den reformistischen Gewerkschaften CGIL, CISL, UIL. Letztere hatten sich zwar in einem „Referendum“ die Legitimation ihrer Zugeständnisse durch die Arbeiter erheischt, doch gilt es zu bemerken dass dieses Referendum lediglich unter den Mitgliedern von CGIL, CISL, UIL durchgeführt wurde und zu dem noch in sämtlichen großen Fabriken Italiens abgelehnt wurde. Alles in allem beteiligten sich über zwei Millionen ArbeiterInnen am Generalstreik der Basisgewerkschaften. Die Fähren nach Sizilien und eine Vielzahl von Flügen fielen aus. Im Fiat-Werk Pomigliano d’Arco bei Neapel lag die Streikbeteiligung bei mehr als 90 Prozent und es gab große Demonstrationen in allen wichtigeren Städten Italiens.
Indien: Wilder Streik nach Tod eines Dockers
Am 5. Dezember legten die Hafenarbeiter im Hafen von Haldia spontan die Arbeit nieder, nachdem Lakhsmipada Metia (45) durch einen Arbeitsunfall starb. Lakhsmipada starb, weil es im Hafenkrankenhaus keine ausreichenden medizinischen Einrichtungen gibt und der schwer verletzte Arbeiter in einer Irrfahrt zu einem weit entlegenen Krankenhaus gebracht werden musste. Im Hafen von Haldia kommt es durch die Arbeitshetze immer wieder zu schweren Unfällen, der jüngste Tod eines Arbeiters ereignete sich zynischerweise ausgerechnet in einer zur Imagepflege der Hafengesellschaft ausgerufenen „Woche der Arbeitssicherheit“. Zweieinhalb Stunden nachdem Lakhsmipada im Krankenhaus starb, ging im Hafen nichts mehr. Nirgendwo wurde mehr gearbeitet, die Schiffe konnten den Hafen nicht mehr anlaufen. Vor dem Hafenkrankenhaus kam es zu einer Versammlung, auf der die wütenden Arbeiter unter anderem die Einstellung von Ärzten sowie als Kompensation die Vergabe eines Jobs an ein Mitglied von Lakhsmipadas Familie forderten.
Zypern: Streik am Flughafen gegen „Sicherheitsmaßnahmen“
ArbeiterInnen des Flughafens Paphos auf Zypern traten Anfang Dezember in einen wilden Streik, in dessen Folge rund 1.000 Passagiere nicht oder nur verzögert abgefertigt wurden. Hintergrund des Streiks ist eine Beschwerde der EU über mangelnde Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen. Daraufhin hatte die Polizei die Überprüfung der Beschäftigten am zweitgrößten Flughafen der Insel deutlich verschärft. Als man von einigen ArbeiterInnen forderte, u. a. Gebisse und die Lunchpakete durch die Röntgengeräte zu schicken, platzte diesen der Kragen. Interessant in diesem Zusammenhang ist es, dass es keinerlei Studien über die Folgen der Bestrahlung von Lebensmitteln in den Röntgenscannern gibt, wie sie in Flughäfen, aber auch in immer mehr Firmen in sicherheitsrelevanten Bereichen eingesetzt werden.
Großbritannien: Erfolgreicher Streik osteuropäischer ArbeiterInnen
Eine Gruppe osteuropäischer ArbeiterInnen konnte Ende November im englischen Northampton mit einem Streik die Auszahlung ausstehender Löhne durchsetzen. Die – hauptsächlich polnischen – ArbeiterInnen waren von der Firma Glenn Management zur Reinigung der Büros im Gewerbezentrum Moulton Park angeheuert worden. Als sie mehr als vier Monate lang nicht den vereinbarten Lohn erhalten erhalten hatten, traten sie in einen Streik. Nur einen Tag später wurden die ausstehenden Löhne ausgezahlt. Gegenüber dem libertären Nachrichtenportal libcom.org erklärte ein Arbeiter: „Wir haben immer und immer wieder um ein Gespräch mit dem zuständigen Manager gebeten, aber der wollte nicht mit uns sprechen. Aber wir haben kaum eine halbe Stunde gestreikt, als er sich auf einmal sehr dafür interessierte, was wir zu sagen haben. Zuerst drohte er uns und sagte uns, dass unsere Aktion unseren Job gefährden könne. Als ihm klar wurde, dass wir uns nicht einschüchtern lassen, hat er zuerst versucht, nur diejenigen von uns auszuzahlen, die Englisch sprechen. Als wir ihm klar gemacht haben, dass das nicht ausreicht, haben alle ihr Geld bekommen“. Den Ausschlag gab wohl letztlich die Drohung von Dataforce, der Firma, der die Gebäude gehören, dass sie den Vertrag sofort kündigen würden, wenn die Gebäude nicht gereinigt würden. Dieser erfolgreiche Streik von migrantischen ArbeiterInnen führte im Nachgang zu einem Treffen in Northampton, bei dem die Streikenden über ihre Erfahrungen berichteten und als dessen Folge versucht werden soll, die ausländischen ArbeiterInnen der Stadt besser zu koordinieren.
Frankreich: Wilder Streik an der Oper
Anfang November traten hunderte von Beschäftigten in mehreren Häusern der Pariser Oper in einen wilden Streik gegen die „Rentenreform“ der französischen Regierung. In der Folge des Streiks mußten nahezu alle Aufführungen abgesagt werden; es entstand ein Schaden in Höhe von mehreren hunderttausend Euro. Hunderte von Ballet-TänzerInnen, SchauspielerInnen und BühnenarbeiterInnen in der Oper an der Bastille am Balletthaus Palais Garnier und der Comédie Française beteiligten sich an dem Streik und den Streikposten.
Vietnam: Streik bei Nike
In der letzten Novemberwoche traten rund 10.000 ArbeiterInnen des Werkes Tae Kwang Vina nordöstlich von Ho Chi Minh Stadt in einen Warnstreik. Das Werk produziert hauptsächlich für Nike. Der monatliche Durchschnittslohn der ArbeiterInnen liegt mit 40 Euro bei einem Bruchteil dessen, was ein einziges Paar Nike-Schuhe kostet. Durch eine Welle von mehr als 300 Streiks in diesem Jahr haben sich die vietnamesischen ArbeiterInnen Lohnerhöhungen von bis zu einem Drittel erkämpft. Einen Teil davon haben sie jedoch durch den Angriff mit einer rund zehnprozentigen Inflation im Jahr 2007 bereits wieder verloren.