Editorial

Neues Jahr, neue DA… Man mag es nicht glauben, aber es gibt mindestens eine Sache, die wir mit der Bundeskanzlerin, der Bild-Zeitung und dem Bundesverband der deutschen Industrie gemein haben. Der gemeine Anarchosyndikalist und die gemeinste Anarchosyndikalistin mögen vor Weihnachten verächtlich die Nase rümpfen und die „Knallerei“ an Sylvester verabscheuen, einer Neujahrsbilanz können auch wir uns nicht entziehen. So reihen wir uns also ausnahmsweise – und kurzfristig – neben Angela Merkel, Kai Diekmann und Jürgen Thumann ein, um zu sehen, was uns das Jahr 2007 so beschert hat:

Das Jahr 2007 war bereits das 30., in dem die Direkte Aktion erschien. Es begann mit der 179. Ausgabe, in der wir u.a. über das Thema Solidarische Ökonomie berichteten. Was damals noch in der Theorie kritisch betrachtet wurde, bekam im Laufe des Jahres noch praktische Relevanz. Mehr dazu im Artikel Was bleibt, was kommt? in dieser Ausgabe. Das wichtigste Ereignis für die FAU im letzten Jahr dürfte zweifelsohne die von Hamburger GenossInnen initiierte und von der gesamten FAU getragene „Strike-Bike-Kampagne“ gewesen sein (siehe Nr. 184).

Ein Branchenschwerpunkt der FAU in vielen Städten ist die Pflege. Über die nicht unerfolgreichen Aktivitäten von engagierten SyndikalistInnen in bayrischen und niedersächsischen Krankenhäusern berichteten wir dementsprechend regelmäßig (siehe Nrn. 179, 181, 182 & 184). In der aktuellen Ausgabe finden sich wieder zwei Artikel zum Themenkomplex. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Bildungssektor. Hier berichteten wir über die, i.d.R. leider vergeblichen, Versuche in verschiedenen Bundesländern, die Zahlung von Studiengebühren zu boykottieren (siehe Nrn. 180, 183 & 184). Auch die Proteste gegen denn G8-Gipfel gingen nicht ganz spurlos an uns vorüber. In der DA gab es Diskussionen über Sinn und Unsinn der Proteste gegen den Gipfel vor dem Hintergrund mangelhafter Organisierung im Alltag (siehe Nrn. 180, 181 & 182).

Auf internationaler Ebene beschäftigten wir uns u.a. kritisch mit der Chavez-Regierung in Venezuela, der Situation in Mexiko im Jahr eins nach „der Kommune von Oacaxa“ und dem Beginn der „anderen Kampagne“ der Zapatisten in Chiapas. Der Streik der CNT bei Mercadona in Barcelona interessierte uns natürlich ebenfalls. Nicht zuletzt feierte 2007 auch die FAU ihren Dreißigsten. Grund für uns, einen Rückblick auf diese drei Jahrzehnte zu wagen. Über Soliaktionen für den britischen Bergarbeiterstreik 1984/85 wurde hier ebenso berichtet wie über die FAU in der DDR, Brüche und Umbrüche in den 90ern, bis zu den Protesten gegen die Agenda 2010 vor dreieinhalb Jahren (siehe Nrn. 183 & 184).

Die Abozahlen der DA stiegen im letzten Jahr um 15,8%, das Feedback ist in der Regel positiv, Kritik meist solidarisch und konstruktiv. So kann es auch 2008 weitergehen. Damit wir auf die Merkels, Diekmanns und Thumanns dieser Welt eines Neujahres verzichten können.

Robert Ortmann (Redaktion „Betrieb und Gesellschaft“)

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