Editorial

Manches dauert so seine Zeit…

… und oft braucht es eine Menge Geduld, aber auch eine Menge Arbeit, bis das Warten ein Ende hat. Vielleicht habt ihr, liebe LeserInnen der DA, wieder mal ungeduldig auf unser Blatt gewartet und schon mit den Fingern auf dem Tisch getrommelt. Wir möchten an dieser Stelle „sorry“ sagen und um ein wenig Verständnis bitten. Denn schließlich beschränken wir uns nicht darauf, hier eine Zeitung zu machen, sondern haben noch davor unsere gewerkschaftlichen Kämpfe auszufechten. Es muss ja schließlich auch etwas geben, worüber wir berichten können.
Und da gäbe es einiges. Kürzlich erreichte uns die Nachricht, dass sich die Dienstleistunsggewerkschaft ver.di nun in den Tarifkonflikt im Berliner Kino Babylon einschalten will. Nachdem die FAU Berlin einen Tarifvertrag vorgelegt hat, über den die Geschäftsführung nach wie vor nicht verhandeln will, bietet nun ver.di dem Babylon Tarifverhandlungen an – zu einem Zeitpunkt, an dem ein Warnstreik vorbereitet wird. Wir hoffen, die KollegInnen kommen zur Besinnung und unterstützen die Tarifverhandlungen der FAU.
Denn genau wegen eines solchen Verhaltens kritisieren die Gewerkschaften des DGB die christlichen Gewerkschaften. Die Tarifgemeinschaft christlicher Gewerkschaften musste im Frühjahr eine derbe juristische Schlappe hinnehmen, als ihre Tarifverträge vom Berliner Arbeitsgericht für nichtig befunden wurden, weil es sich um Gefälligkeitstarife handeln würde und sie dort (ebenso wie ver.di) keine Basis in der Arbeiterschaft hätten. Es ist mehr als peinlich, wenn die Gewerkschaft, die in der Leiharbeit eine solche Arbeitgeberfreundlichkeit kritisiert und sogar juristisch dagegen vorgeht, hier genau dasselbe Verhalten an den Tag legt. Deutlich zeigt uns das, dass es den Gewerkschaften des DGB nicht um eine wirkliche Vertretung der Arbeitenden geht, sondern um den Alleinvertretungsanspruch. Gelber geht’s nicht.
Im Fall der Kampagne gegen Leiharbeit haben wir uns daher bewusst entschieden, auch gegen die Tarifpolitik des DGB vorzugehen, denn bei aller Kritik an den christlichen „Gewerkschaften“ sind hier auch die Tarife des DGB ein Witz.

Neben den Meldungen aus der Rubrik Arbeitskampf trafen uns in den vergangen Wochen leider auch sehr traurige Nachrichten: Zwei unserer Genossen sind ganz unerwartet und viel zu früh verstorben. Zunächst unser Segeberger Genosse Christian Enders und zuletzt der bekannte Autor Horst Stowasser. Letzterer brachte vielen mit seinem Werk „Leben ohne Chef und Staat“ einst das Thema Anarchosyndikalismus nahe. Möge die Erde ihnen leicht sein!

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Wir hoffen, die aktuelle DA verkürzt die Wartedauer auf die nächste Ausgabe. Denn die wird spannend, werden wir doch viel zu berichten haben von der Kampagne gegen Leiharbeit, wie es weitergeht im Babylon und vielen anderen Klassenkämpfen. Über wachsendes Interesse können wir uns nicht beklagen – es trat zuletzt u.a. auf der libertären und antinationalen Vorabenddemo in Dortmund zu Tage, auf der 800 bis 1000 Menschen ihre Ablehnung von Staaten, Nationen und Kapital auf die Straße trugen (siehe Bild). Wir freuen uns auch auf eure Interventionen – direkte Aktion ist ja nicht nur zum Lesen da.

In diesem Sinne,

eure Redaktion

 

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