Vor ca. 20 Jahren hat sich ein findiger Student in seiner Abschlussarbeit der Frage nach der Beitrittsmotivation von Gewerkschaftsmitgliedern gestellt. Er hatte die Beitrittsmotivation von Mitgliedern der IG Metall und der anarchosyndikalistischen FAU verglichen. Das Ergebnis war vorhersehbar: IGM-Mitglieder sind aus Interessensgründen Mitglied geworden, wegen dem Tarifvertrag, dem Rechtsschutz etc.
Author: Torsten Bewernitz
What would Jean-Luc do?
Die Geburt des Syndikalismus…
Wer sich in Deutschland mit Geschichte und Theorien des Syndikalismus auseinandersetzt, konzentriert sich zumeist auf den deutschen „Klassiker“, Rudolf Rocker. Sucht man weiter, stößt man zumindest in der bürgerlichen Medien- und Wissenschaftswelt oft auf den Franzosen George Sorel. Die Schriften Rudolf Rockers, so wichtig sie sind, präsentieren aber eher bereits eine
Prekarisierung als Branchenpolitik
Die Tarifrunde im Einzelhandel 2013 war mit achtmonatiger Dauer, 25.000 Streikenden und 1.000 bestreikten Betrieben im vergangenen Jahr sicherlich einer der bedeutendsten Arbeitskämpfe. Den Begleit-Sammelband dazu liefert nun Anton Kobel in der VSA-Reihe „Widerständig“, in der bisher schon Bände über den Fall „Emmely“ sowie Arbeitskämpfe in der Pflege erschienen sind. Tarifauseinandersetzung:
Proletarisches Theater im Jahr 2014
Gibt es eigentlich noch eine „proletarische Kultur“? Ehrlich gesagt: Eher nicht, denn erstens ist die heutige ArbeiterInnenschaft zu uneinheitlich, um eine gemeinsame Kultur herauszubilden, und zweitens war proletarische Kultur auch immer eine Reaktion auf den Ausschluss aus der bürgerlichen Kultur. Letzteres mag zwar für Theater, Oper usw. – die sogenannte
Der kommende Ausstand
Streik ist in Deutschland eine stark reglementierte Sache, die eigentlich nur im Rahmen von Tarifverträgen vorkommt. Nichttarifliche Streiks werden normalerweise als sogenannte „wilde“ Streiks kriminalisiert. Problematisch war das immer schon, vor allem unter dem Aspekt, dass überall dort, wo es keine Tarifverträge oder keine gewerkschaftliche Organisierung gibt, „legales“ Streiken fast
Das proletarische Vorspiel zu 1968
1967 veröffentlicht das berühmte Frankfurter Institut für Sozialforschung unter dem Titel „Reaktionen auf politische Vorgänge“ eine dreigeteilte Meinungsstudie, die nach dem Eichmann-Prozess in Jerusalem, nach der Spiegel-Affäre und nach dem Metallarbeiterstreik in Baden-Württemberg 1963 fragt. Spiegel-Affäre und Eichmann-Prozess sind noch heute als Ereignisse bekannt, die das Nachkriegsdeutschland prägten. Wie kommt
Eine Volksgruppe als „Kulturschock“
Jungbusch und Neckarstadt-West sind die beiden Mannheimer Stadtteile, die früher Mal als proletarisch galten, heute als „asozial“. Dabei wandelt der Jungbusch sein Gesicht gerade unter dem berüchtigten Aspekt der Gentrifizierung: Nachdem Xavier Naidoo 2003 hier seine Popakademie gebaut hat und nebenan ein modernes Studierendenwohnheim aufgezogen wurde, ersetzten hippe Bars das
Das war Spießerkram
Selbst in den linken WGs westdeutscher Provinz-Hauptstädte hörte man irgendwann über die DDR: „Es war nicht alles schlecht...“ Und in den fünf immer noch als „neu“ bezeichneten Bundesländern ist die Tageszeitung, die für die Verbreitung solcher Thesen sorgt, relativ viel gelesen. Für eine neue Generation von AktivistInnen ist die DDR
Opium als Impulsgeber
Torsten Bewernitz: Sebastian, du arbeitest gerade an einem Buch über Anarchismus und Christentum. Die meisten heutigen deutschsprachigen AnarchistInnen würden sich davon wahrscheinlich distanzieren und behaupten, der Anarchismus wäre im Kern atheistisch. Aber ich frage mal anders: Ist der Anarchismus eher katholisch oder eher protestantisch? Sebastian Kalicha: Ob sich der Großteil tatsächlich