Ihr habt ein ziemlich ausführliches Positionspapier geschaffen, in dem ihr mehrere Aspekte der Energieversorgung ansprecht. Erzähl uns bitte von euren Überlegungen.
Das Papier gibt einen Teil der Diskussionen wieder, die wir in Hannover im Rahmen eines Workshops geführt haben. Ein wichtiger Part dabei spielt natürlich immer die Diskussion darum, wie so was wie Energieproduktion in einer befreiten Gesellschaft aussehen würde.
Spannend waren für uns dabei vor allem Ansätze, die im hier und jetzt schon umgesetzt werden können.
Eine emanzipatorische Energieproduktion ist für uns dabei unbedingt an die Prämissen Verteilungsgerechtigkeit, Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und gemeinsame gesellschaftliche Kontrolle über die Produktion gebunden. Die Energieproduktion in Großprojekten, egal ob Atomanlagen oder gigantische Sonnenparks, sind das genaue Gegenteil unseres Ansatzes. Wir befürworten eine dezentrale vernetzte Energieproduktion, die von lokalen Strukturen betrieben wird. Wie z.B. Kraft-Wärme-Kopplung für den Hausbedarf, die regional vernetzt gesteuert wird (Stichwort: Schwarmstrom), die aber unter der Kontrolle der lokalen KonsumentInnen ist.
Ein für uns oft vernachlässigter Punkt bei der Diskussion ist immer noch der Punkt des Sparens von Energie. Dabei geht es nicht unbedingt um das Bekleben von Gebäuden mit Sondermüll oder die Zerstörung von Ressourcen durch Abwrackprämien, sondern um die Nachhaltigkeit und die gesamte Energiebilanz von Produkten und Produktion.
Und was wären dann eure mittelfristigen Ziele?
Es gibt auch heute schon einige gute Ansätze. Zum Beispiel selbstorganisierte Bildungsarbeit im Bereich Energiesparen oder dem gemeinsamen Entwickeln von Energiequellen für den Kleinstbedarf.
Uns ist es vor allem wichtig, die monopolistische undemokratische Energieproduktion, die nur der Profitmaximierung Rechnung trägt, zu durchbrechen. Als mögliche Betätigungsfelder ergeben sich dabei z.B. kommunale Kämpfe um Stadtwerke, oder gar weitergehend die direkte Aneignung und der Betrieb von lokalen Energieproduktionsstätten über Energiegenossenschaften. Aktives Engagement vorausgesetzt, ist dieses eine der direktesten demokratischsten Möglichkeiten von KonsumentInnen über die Produktion von Energie selbst zu bestimmen.
Das sind spannende Überlegungen. Gibt es denn Möglichkeiten die Thematik wieder voranzutreiben?
Ich denke, es gibt viele Möglichkeiten an dem Thema dran zu bleiben. Neben der erwähnten Bildungsarbeit vom Energiesparen bis hin zu den verschiedenen Möglichkeiten der Energieproduktion. Jede und jeder kann sich nach seinen Möglichkeiten da einbringen. Ob der Wechsel des Stromanbieters, die Diskussion über eine neue ökologisch-effiziente Heizungsanlage oder auch der direkte Weg in Form der Anschaffung einer Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage, letztlich natürlich auch die Gründung einer lokalen Energiegenossenschaft.