Das besondere an den Mordfällen wie Laye Konde, Dominique Kumadjo, Dennis J., Mariama Sarr oder Christy Schwundeck ist, dass die ermittelnden Organe von vornherein die „Wahrheit” der „TäterInnen“ übernehmen und diese bestenfalls mit verschwundenen oder manipulierten Beweismitteln untermauern.
Mitte Januar 2012 wurde laut (nicht in die Ermittlungen einbezogener) ZeugInnen-Aussagen ein Dessauer aus dem Senegal von einem Mitglied des Dessauer Fußballvereins ASG Vorwärts angegriffen und setzte sich mit einem Messer zur Wehr. Der Verein ist dafür bekannt, gewalttätige Nazis und Hooligans zu beheimaten.
Kurz nach dem Ereignis berichtete die Mitteldeutsche Zeitung: „Noch sei nicht vollends klar, was sich Montagmittag (…) wirklich abgespielt hat.“ Trotz dieser Information, die direkt von der ermittelnden Polizeidirektion kam, wird der Dessauer aus Senegal zum Täter verurteilt. Laut MZ (und laut in die Ermittlungen einbezogener ZeugInnen-Aussagen) sei der Fußballer mit einem Messer attackiert worden, als er einen „kriminellen Ausländer“ stoppen wollte. Hinzu kommen noch seine Herkunft, sein Asylbewerber-Status und gleich mehrere Strafanzeigen. Einmal umrühren. Fertig ist „der Ausländer“.
Auch Oury Jalloh, Mordopfer rassistischer Polizei-Gewalt, wurde von Beginn an medial zum Täter stilisiert, ohne dass die genauen Hintergründe überhaupt bekannt waren. Im laufenden Revisionsverfahren vor dem Magdeburger Landgericht stellte sich heraus, dass die Ingewahrsamnahme von Oury Jalloh jeglicher Rechtsgrundlage entbehrte. Aber die Presse berichtet teilweise noch immer davon, dass Oury Jalloh Frauen sexuell belästigt haben soll und ein Drogendealer gewesen sei.
Als Beweis für die jahrelange Loyalität der Dessauer Bevölkerung mit dieser Meinungsmache zieht der ASG Vorwärts mit 400 Menschen vor das Polizeirevier, in dem Oury Jalloh umgebracht wurde, huldigt dem verletzten Fußballspieler und dankt dem Revier für die Tötung des „Kriminellen Oury Jalloh“ mit tosendem Applaus.
Kampagne für neues Brandgutachten
Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh e.V. fordert ein neues Brandgutachten und hofft auf Unterstützung bei ihrer aktuellen Fax-Kampagne. Das Anschreiben „Faxkampagne_Brandgutachten“ gibt es als PDF auf www.initiativeouryjalloh.wordpress.com. Dieses kann einfach ausgedruckt, unterschrieben und an das Langgericht Magdeburg geschickt oder gefaxt werden.