Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

in Ausgabe 219 hat die DA schon einmal einen Schwerpunkt zu prekärer Arbeit gebracht. Das ist noch nicht lange her. Nun ist es nicht so, dass uns keine anderen Themen einfallen. Doch das Ausmaß, mit dem wir im Alltag und bei der gewerkschaftlichen Arbeit mit Prekarisierung konfrontiert werden oder selbst davon betroffen sind, ist immens. Gerade im Gespräch mit jungen Leuten macht sich eine große Unsicherheit bemerkbar. Da ist es nicht verwunderlich, dass es auch im sozialen und kulturellen Bereich einen Rollback hin zu konservativen oder gar reaktionären Lebensentwürfen zu geben scheint, von denen man glaubte, vorherige Generationen hätten sie längst hinter sich gelassen. Und auch den Älteren fällt regelmäßig die Kinnlade herunter, wenn sie nach jahrelanger Schufterei auf ihren kargen Rentenbescheid blicken. Der Wunsch nach Sicherheit wird umso größer. So fragten wir uns auch, welche Sicherheiten das „Konzept Klasse“ noch zu bieten hat, das vielen unzeitgemäß und überholt erscheint. Die syndikalistische Praxis lehrt uns jedoch: Kaum etwas schweißt enger zusammen, als gemeinsam durchgestandene Kämpfe und gelebte Solidarität. Dies führte uns auch unsere Kollegin Emmely stets vor Augen, die sich mutig und kämpferisch mit Unterstützung Anderer gegen ihre Kündigung bei der Supermarktkette Kaiser‘s wehrte. Die erlebte Solidarität trug sicher dazu bei, dass Emmely auch nach ihrem Sieg weiterhin aktiv und engagiert blieb. Nun ist sie viel zu früh gestorben – wir sind traurig über ihren Tod.

Eure Redaktion „Betrieb und Gesellschaft“ aus Hannover

Noch eine Mitteilung in eigener Sache: Pfingsten findet wie jedes Jahr der FAU-Kongress statt. Hier werden auch etliche Mandate für die Direkte Aktion neu besetzt. Einige von uns sind bereits zwei Jahre oder länger für diese Zeitung aktiv. Sie stellen sicher, dass ihr alle zwei Monate eine neue DA lesen könnt, mit einzigartigen Texten und anarcho-syndikalistischem Standpunkt.

Sicherlich ist es manchmal zu spüren, dass wir ehrenamtlich tätig sind und uns daneben noch in unseren FAU-Gruppen engagieren. Dennoch denke ich, dass wir meistens am Puls der Zeit sind sowie oft genug die Debatten führen, die sich mit den aktuellen Problemen in Betrieb und Gesellschaft auseinandersetzen. Ferner sind wir eines der wenigen libertären Medien, das seit fast vier Jahrzehnten mit starkem Fokus auf die Arbeitswelt die Fahne der Bewegung hochhält und ihr eine Plattform bietet.

Für viele aus der aktuellen DA-Redaktion wird mit der nächsten Ausgabe Schluss sein. Wir hoffen, dass sich engagierte Menschen für die künftige Arbeit in den Redaktionen, Layout, Lektorat und Abo-Verwaltung finden, damit Ihr auch künftig noch eine spannende Zeitung zu lesen bekommt. Wir freuen uns auch über Input von Nicht-Mitgliedern der FAU, zum Beispiel Diskussionsbeiträge, Themenvorschläge oder LeserInnenbriefe. Schreibt uns doch einfach an.

Christian Horn, verantwortlich für die DA-Koordination

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