Putzen im Akkord

wischmob.jpgGenau 36 Sekunden haben die Reinigungskräfte in der Uni-Klinik Lund (USIL) Zeit, um eine Toilette zu säubern. Um Missstände wie diese zu beseitigen, trat Anfang November die dortige Betriebsgruppe der syndikalistischen SAC in den Arbeitskampf. Das Ziel ist eine 40-prozentige Abminderung der Arbeitsbelastung. Bereits seit fünf Jahren ist die Betriebsgruppe aktiv, um die Arbeitsbedingungen beim Subunternehmen ISS zu verbessern. Mit Kurzstreiks (drei Stunden, zweimal in der Woche) will man diesmal den Arbeitgeber unter Druck setzen.

„Wenn es so weiterginge, würde das Risiko für die Reinigungskräfte, Patienten und das Pflegepersonal steigen, krank zu werden“, so Adrian Kilje, Sekretär der USIL-SAC. „Wir streiken, weil es der ISS egal ist, was wir zu sagen haben. Sie kehren buchstäblich die Probleme unter den Teppich“. Dass es möglich ist, die Arbeitsbelastung zu verringern, hält die USIL-SAC für selbstverständlich: „Ein multinationaler Konzern mit Milliardengewinnen kann sich das leisten. Wenn sie meinen, das Geld nicht zu haben, müssen sie ihre Prioritäten neu setzen“, erklärte Kilje weiter. Die SAC schlug dabei vor, lieber bei den Gehältern der Bosse und bei der Gewinnausschüttung an die Eigner zu sparen.

Nach zwei Wochen Streik reagierte der Arbeitgeber, indem er Kilje, den Sekretär der Betriebsgruppe, zwangsversetzte. Als Vorwand diente die Behauptung, er habe sein Arbeitspensum nicht erfüllt. „Mit dieser Machtdemonstration wollte das Unternehmen die Kritik an der Arbeitsbelastung unterbinden und die Putzkräfte zum Schweigen bringen. Das ist ein klarer Verstoß gegen das Koalitions- und Streikrecht in Schweden“, erklärte dazu Fredrik Nilsson, Gewerkschaftsorganisator der SAC-Ortsgruppe in Malmö, die aus Solidarität mit Kilje Streikdrohungen an andere regionale Betriebe mit ISS-Aufträgen versendete. Nachdem schließlich in ganz Schweden ähnliche Warnungen und Protestschreiben eingingen, sah sich ISS gezwungen, die Versetzung Kiljes zurückzunehmen.

Stattdessen bot man Kilje eine Abfindung in Höhe von 15 Monatsgehältern an, wenn er freiwillig gehen würde. Der aber ließ sich nicht kaufen: „Soll ich etwa meine Kollegen enttäuschen, die Betriebsgruppe, meine Gewerkschaft? SAC-Mitglieder verkaufen sich nicht. Nie.“ Die Betriebsgruppe steht somit immer noch zusammen, und der Arbeitskampf ist noch nicht zu Ende. Gezeigt hat sich aber erneut, dass Streiks und moderne Protestmethoden sich gut ergänzen.

Wie ihr die SAC unterstützen könnt, erfahrt ihr auf http://www.fau.org/artikel/art_101123-185255

 

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